Dienstag, 7. Dezember 2010

Monatsbericht November

Und der dritte Monat geht vorbei, nun bin ich schon ein viertel Jahr in Indien und ca. vier Wochen in Pallikonda.
Tjaa, was ist passiert...
Der Kontakt zu meiner Familie ist immer enger geworden und wir haben unsere eigene Art der Kommunikation weiter ausgebaut. Mittlerweile bin ich wirklich ein fester Bestandteil der Familie, werde offiziell als Tochter, bzw. Schwester bezeichnet ;) Meine indische Mami und Schwester haben auch schon mit meiner deutschen Mutti und deutschem Papa „telefoniert“ (soweit das eben möglich ist, wenn man sich sprachlich nicht verständigen kann ;)).
Ein Zeichen der Zuneigung ist es, dass ich gemästet werde (aus 2 Dosa sind z.B.
4 Dosa plus Nachtisch geworden). Das Ziel von Arsi-Mutti ist es, dass ich so fett werde, dass ein Flug zurück nach Deutschland nicht mehr möglich ist, da die Fluggesellschaft es nicht verantworten könnte, eine Maschine mit der Menge an Übergewicht starten zu lassen.
Aber ich werde nicht nur zum Essen gezwungen, ich bekomme auch ständig etwas geschenkt, sei es was zum Essen ;) (Sweets), Seife, Haarspangen, andere Kleinigkeiten oder sogar Saris. Mir ist das schon richtig unangenehm und ich muss mir unbedingt eine Gegenleistung überlegen =)
Indien ist kein actionreiches Land (das Leben in den Dörfern ist eher das absolute Gegenteil, verschlafen und so vor sich hin dümpelnd) und so vertreibe ich mir die Nachmittage damit, Arsi-Mutti bei der Hausarbeit zu helfen, Kochen und Waschen zu lernen (hier wird die Wäsche noch auf den Boden geschlagen), ohne Grund im Haus Hin-und Herzulaufen und Priya zu besuchen. Ab und zu kann das mal etwas langweilig werden.
Indien ist also nicht deshalb ein großes Abenteuer für mich weil ich jeden Tag etwas Neues Aufregendes erlebe (das zu erzählen wäre nun wirklich gelogen), sondern deshalb, weil ich sämtlichen Herausforderungen gestellt bin (ich liste nun nur 2 auf, aber die drei Monate, die ich nun in Indien bin, haben mich schon viel gelehrt).
Sei es damit fertig zu werden, dass ich hier den Unterhaltungswert eine einäugigen, dreiköpfigen, 5 Meter großen Gestalt habe, dementsprechend angestarrt werde. Es klingt vielleicht hypersensibel, aber oft könnte ich deshalb in Tränen ausbrechen, nicht weil ich übermäßig schüchtern bin, sondern weil es mich einfach enorm stresst, warum auch immer. Aber ich kann jetzt nachvollziehen, dass viele Stars zu trinken anfangen oder Drogen nehmen (keine Sorge, ich bin trotz allem nicht gefährdet ;)).
Oder sei es, den Tag zu überstehen, ohne aus mangelnder Abwechslung einzugehen (viel zu der Langenweile trägt auch bei, dass ich an Unterhaltungen nicht teilnehmen kann und so gut wie kein Wort verstehe, wenn geredet wird). Nun könnte man natürlich sagen, dass sich jeder sein Leben selber macht und ich mir ja Abwechslung suchen könnte. Da kommen wir aber wieder zum ersten Punkt, nämlich, dass wenn ich aus dem Haus gehe, in einer Stimmung sein muss, die mir dabei hilft nicht durchzudrehen, wenn sich alles Lebende nach mir umdreht und staunt.
Kurz gesagt: es ist einfach ein Abenteuer, alleine unter Indern zu leben, von deren Sprache man ca. 20 Vokabeln beherrscht ;)
Der Unterricht in der Schule füllt mich nicht aus. Da ich kein Tamil spreche und die Kinder kaum Englisch verstehen, kann ich ihnen nicht viel Wissen vermitteln (nicht dass ich davon übermäßig viel besitzen würde ;)). Ich lese ihnen vor, sie lesen es nach und dann lasse ich sie die komplizierteren Vokabeln aufschreiben, ist eine recht eintönige Aufgabe. Ich habe zwar auch schon mit ihnen gemalt, ihnen sämtliche Körpervokabeln beigebracht (dabei habe ich übrigens auch viel dazugelernt ;)), etwas Mathe unterrichtet (dabei habe ich gemerkt, dass ich mein kleines Einmaleins mal wieder ziemlich gründlich auffrischen sollte) und mit ihnen draußen gespielt, aber man kann sich nicht jeden Tag ein neues Highlight ausdenken (dazu ist meine Fantasie dann doch zu beschränkt) und wie gesagt, großartig was beibringen kann ich ihnen nicht und das macht die Sache manchmal etwas frustrierend. Aber meine kleinen Schüler freuen sich, dass ich da bin, auch in der Schule bin ich natürlich eine willkommene Abwechslung und bei mir darf man sich einiges mehr erlauben als bei den ziemlich strengen Lehrerinnen ;)

Jaaa, was ist diesen Monat denn noch besonderes passiert...
Es gab bei uns im Hof ein großes Fest, meine Zimmer und die Küche (die ich aber nicht benutze, bin ja immer unten bei der Familie, lerne in deren Küche kochen und bin nur zum Schlafen oben) wurden offiziell eingeweiht. Das Fest sah so aus, dass von sechs Uhr morgens an sämtliche eingeladene oder auch nicht eingeladene Gäste vorbeikamen (ich schätze, dass es insgesamt vielleicht 200-300 waren), das die gesamte Nacht in riesigen Töpfen von extra arrangierten Köchen gekochte Essen verspeisten, und wieder ihres Weges gingen.
So sehen alle Feste in Indien aus. Kommen, essen, gehen. Großartig unterhalten wird sich nicht. Daran sieht man mal wieder, dass sich in Indien (fast) ALLES ums Essen dreht, ich bin hier also genau richtig ;)
Im Gegensatz zum Oktober, verbrachte ich im November so gut wie keine Zeit mehr mit dem Schuldirktor, ich sehe ihn, wenn überhaupt, nur noch in der Schule. Darüber bin ich aber nicht unglücklich, er ist mir etwas unsympathischer geworden (auch weil ich nun weiß, wie wenig Verlass auf ihn ist, was übrigens für fast alle Indier gilt, Versprechen und Ankündigungen sind hier nichts wert) und wie gesagt, fühle ich mich unter meiner Familie so wohl, dass ich gerne alle freie Zeit mit ihr verbringe.
Sonst ist noch zu berichten, dass ich hier in Pallikonda nun als Tänzerin bekannt bin. Mir wurde ein „Dancemaster“ vorgestellt, mit dem ich tanzenderweise einen Abend in seinem Haus verbrachte und halb Indien guckte zu (man sieht, dass meine Hemmschwelle gesunken ist. Was ich in Indien wirklich reichlich lerne, ist Gelassenheit). Das ist nun bestimmt 2 Wochen her, trotzdem wird da noch gerne drüber gesprochen und ab und zu werde ich auch überredet, doch bitte noch einmal zu tanzen, kein Problem, die Aufmerksamkeit habe ich ja sowieso gepachtet, ob ich nun tanze oder nicht ;)
Dann ist noch zu erzählen, dass ich mir ein Nasenpercing stechen ließ (ca. 98% der Inderinnen tragen eins und schon in Deutschland habe ich häufiger mit dem Gedanken gespielt). Ich wollte es auf der linken Seite haben, leider war ich zu nervös, um es dem Arzt zu sagen (jaa, ich entschied mich für einen Arzt und gegen das Abenteuer, mich von einer alten Inderin piercen zu lassen, da bin ich dann doch etwas zimperlich) und er stach es promt auf der rechten Seite. Eine Nacht darüber geschlafen, war ich am nächsten Morgen immer noch nicht glücklich damit, entfernte es und ließ es mir eine Woche später auf der linken Seite neu stechen. Auch da war ich am Anfang nicht zufrieden, er hatte es meiner Meinung nach zu weit Richtung Gesicht und nicht Richtung Nasenspitze gestochen. ABER WANN BIN ICH SCHONMAL ZUFRIEDEN ;) Mittlerweile habe ich mich aber daran gewöhnt =) Es tat übrigens kaum weh (okay, auf der linken Seite ein bisschen, aber beim ersten Mal merkte ich fast nichts).
Nun bin ich also ganz Inderin, trage Saris, Bindis auf der Stirn, goldene Ohrringe und Ketten (geborgt von Priya) und habe ein Nasenpiercing, was mich immer irgendwie mit Indien verbinden wird =)

3 Kommentare:

  1. also Carina ;)
    ich geb zu ich bin ein bisschen geschockt o.O
    hättest du mich nicht mal vorwarnen können, dass du dir ein Piercing stechen lassen wilst?!
    ich will ein Foto sehn^^

    auch hier noch mal gaaaaanz liebe Grüße :-*

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  2. meine Teuerste meine Liebste....
    Auch hier will ich nochmal ganz liebe Grüße hinterlassen... Ach und das mit der Fluggesellschaft.. löl absoluter Humbug die nehmen dich auch mit wenn du ne Tonne wiegts du musst das mal von der positiven Seite sehen^^ dann hast du ne ganze Sitzreihe für dich alleine :)
    Ich vermisse dich und besorge jetzt gleich dein Weihnachtsgeschenk :)
    Liebe
    Yvonne

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  3. huii.... ähm. geschockt. hätte dir den piercing nicht zugetraut ^^
    alles liebe und küsse aus großbarkau :-*

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