Mittwoch, 15. Juni 2011

Maibericht Teil1, Auroville

Soooo, und auf den Aprilbericht folgt der Maibericht. Große Güte, das ist der drittletzte Bericht, nagut, da denk ich jetzt erstmal nicht weiter drüber nach und starte stattdessen die gedankliche Wiederholung des Monats, damit müsste ich mich gut ablenken können...Und los

In Mamallapuram, meinem 2ten Zuhause, verbrachten wir alle, inklusive Prabhu und Familie, die recht unsichtbar waren, ein paar wunderschöne Tage. Warum wieder Mamallapuram? Weil dort das Nähmaschinenprojekt offiziell eröffnet wurde, das wir durch unsere Spendengelder finanziert haben. Ein Schleifchen wurde durchschnitten, das neugebaute Haus plus der Nähmaschinen mit unseren Initialien begutachtet, es wurden Handtücher verteilt (zu meiner großen Freude erhielt ich nicht das hässliche braune sondern ein leuchtend honiggelbes und ein fablich dazu passendes pinkes. Allerdings hätte ich am liebsten das traumtypaugenfarbenblaue geschenkt bekommen, naja, what to do...Das mit den Geschenken ist wirklich immer eine ganz spannende Sache, du denkst du bist der Glückliche, der den Schal oder Handtuch oder was auch immer mit der schönsten Farbe erhält, weil du jetzt an der Reihe bist aufgerufen zu werden und das nächste Präsent in der Reihe das eindeutig attraktivste ist, aber wie das dann immer so ist, kommt irgendein Nichtdenkender, bringt alles durcheinander und ruft entweder den falschen glücklichen Besitzer auf oder er winkt das kackbraune Exemplar zu dir her...in Indien kann man sich niemals sicher sein...was sind mir deshalb schon für schöne Farben durch die Lappen gegangen...), und natürlich wurde gegessen!Und natürlich wurde Chicken-Biriyani gegessen.
Den Rest des Tages verbrachten wir 'mal wieder am Strand, ebenso den Abend und die Nacht =) Gott, was werde ich das vermissen...
Aber irgendwann kommt die Zeit und man muss auch den schönsten Ort verlassen, jaaa jedesmal ein trauriger Abschied, aber zum Glück ja nur auf Zeit, noch...=(
Von Mamallapuram ging es für mich dann weiter nach Auroville in Pondicherry. Ok, es hätte weitergehen sollen, allerdings habe ich es ja nicht so mit dem praktischen Denken und so fiel mir dann siedendheiß ein, schon ein Bein im Pondi-Bus, dass es vielleicht ganz sinnvoll wäre, einen Reisepass mit sich zu führen, denn andernfalls besteht die Gefahr, auf der Straße übernachten zu müssen. Unpraktischerweise hatte ich meinen Reisepass jedoch schon lange nicht mehr gesehen und die verzweifelte Suche im Rucksack blieb erfolglos. Ich starrte einige Minuten so vor mich hin, sagte mir, what to do Carina, man kann sich sich selber nicht aussuchen, schloss die Augen, atmete gaaaaaanz tief durch und lief den verdammten langen Weg mit meinem verdammten schweren Gepäck zu dem verdammt entfernten anderen Busstand und ließ mich 6 Stunden in die entgegengesetzte Richtung von Auroville nach Pallikonda kutschieren. Nach dem Durchsuchen sämtlicher Räume, Fächer, Collegeblöcke, Koffer und sonstiger Dinge, ich war dem Lachen ganz ganz nahe, fand ich meinen Reisepass unter einem Stapel Papiere, die wahrscheinlich demnächst, bei einer irgendwann in der entfernten Zukunft stattfindenden Aufräumaktion im Müll gelandet wären. Reisepass gefunden. Carina glücklich und so erleichtert, dass sie sich glatt vornahm, ab jetzt immer ganz genau auf ihren Pass aufzupassen. Am nächsten Morgen ging es also auf, nun in die richtige Richtung, nach Pondicherry. Nach ca. 8 Stunden endlich angekommen, weitere 10 Minuten nach Auroville. Dort war ich nun also, stand auf ner völlig normalen Straße und hatte keine Ahnung, was nun? Ich folgte also dem Schild AurovilleCentre, 8 km. Härteprobe, die Hitze war unglaublich und ich hatte keine Ahnung, wonach ich eigentlich suchte. Auroville hatte ich mir eindeutiger vorgestellt. Irgendwann gabelte mich ein netter älterer Franzose auf und er half mir, ein Guesthouse zu finden. Dort wechselte ich dann den Helfer, mein Zimmernachbar nahm sich meiner an und wir fanden einen kleinen Job für mich, denn den brauchte ich ja, meine Urlaubstage waren fast aufgebraucht.
Jeden Morgen um 6 ging es nun also zur Gartenarbeit im Buddah-Garden. 3 Stunden hartes Unkrautzupfen, Chashewkernepflücken, Komposten oder Blättersortieren, dabei Plaudern oder auch Schweigen mit den Arbeitskollegen, dann Frühstück in netter Runde. Es war ein wunderschöner Platz zum Arbeiten, mystisch ruhig, in schöner Umgebung. So stelle ich mir WOOFEN vor, allerdings hat mir diese Woche gereicht, auf Dauer ist es doch etwas eintönig.
Gut, da die Arbeit ja nun früh beendet war, hatte ich den restlichen Tag frei und konnte mit meinem gemieteten Fahrrad (und nur dafür brauchte ich meinen verdammten Reisepass) Auroville erkunden. Ich möchte Auroville jetzt hier nicht weiter erklären, es ist ein wirklich interessanter Ort mit vielen, auch weißen Menschen. Um es einmal grob zu umreißen:
In Auroville geht es darum, in friedlicher Gemeinschaft zusammenzuleben und um noch viel mehr, wen es interessiert, und es ist wirklich interessant: googlen! Allerdings war mir die Stimmung an diesem Ort nicht ganz sympathisch, ich weiß nicht, mir schien sie aufgesetzt. Es wird an Blumen halt gemacht und an ihnen gerochen, was an sich ja schön ist, nur kam es mir nicht ehrlich vor. Alle wollen den Eindruck machen, bewusst zu leben und auch die ganz kleinen Dinge zu schätzen und zu lieben/leben, weil ja gerade diese die Zufriedenheit bringen wenn man sie erkennt. Ist ja gut und schön, aber wie gesagt, ich fand es nicht aufrichtig, es war ein bisschen, als hätten die Menschen einen schlauen Lebensratgeber gelesen und versuchen nun, den Ratschlägen zu folgen. Ein wichtiger Rat in diesem Buch war wohl auch: „lebe dein Leben, lass deine Mitmenschen Mitmenschen sein und ihr Leben leben.“
Ich hatte auf jeden Fall das Gefühl, dass sich keiner ernsthaft für den anderen interessiert, smalltalk, smalltalk, smalltalk, furchtbar langweilig auf Dauer! Vielleicht war das auch nur bei meinem Arbeitsplatz der Fall, ich kann natürlich nicht über Auroville urteilen, war ich doch nur etwas über eine Woche dort und habe nur einen winzigen Einblick gewonnen. Kurz: die meisten Menschen waren nett aber unnahbar. War mir aber recht, ich hatte meinen Zimmernachbarn zum Essengehen, den Strand zum Baden, ein Fahrrad zum Erkunden und viel Zeit zum Lesen und Träumen.
Einer der Aurovilletage war Matrimandirtag.
Der Matrimandir (googlen!) ist „die Seele“ von Auroville und „ein Ort der Konzentration“. Ich beschreibe ihn jetzt nicht, die Bilder kann man überall im Internet finden, allerdings gibt wohl kein Bild die Stimmung im Innern dieses Balls wider, also doch eine Beschreibung:
Nachdem man einen Film über Auroville gesehen und den Matrimandir von außen beguckt hat, erhält man die Erlaubnis, einen Blick in den Himmel zu werfen. Mit einer Gruppe von ca. 20 Personen teilte ich dieses tolle Erlebnis. Wieder eine kurze Erklärung unseres Führers über „die Seele“ (überall gibt es Broschüren zu lesen und du weißt schon alles was der gute Kerl erzählt)plus einige Verhaltensregeln(unter anderem soll man zum Niesen und Husten den Hauptraum im Matrimandir verlassen, ist schwer zu bewerkstelligen wenn ihr mich fragt), und wir durften schweigend in die riesige Goldkugel schreiten...
Von außen kam mir vor als betrete ich ein Raumschiff.
Im Innern:
Kühle, Sonnenuntergangslicht, Mamor überall, flauschiger Teppich, Aufsichtspersonen in weißen Gewändern, weiße Söckchen wurden angezogen und hinauf geht es in einer Reihe die Treppe ohne Stufen hoch an himmlischen Säulen vorbei. Diese Ruhe, verstärkt durch den Wolkenteppich, dieser Raum, in wirklich überirdisches Licht getaucht, diese Kühle nach der sengenden Hitze außerhalb, diese Farben, nur weiß weiß weiß, all das, einfach unbeschreiblich, awesome!
Am Ende der Himmelsleiter angekommen, öffnet sich die Himmelspforte. Ein runder Raum, ein Kristall in der Mitte, ein einzelner Sonnenstrahl fällt auf ihn und erleuchtet ihn, Marmorsäulen um ihn herum errichtet. Weiße Kissen dahinter. Wir setzen uns und sind eins mit dem Himmel. Engelchen in weißen Gewänden bewachen den Raum und geben uns 20 Minuten Zeit, den Himmel zu fühlen....fühlen...fühlen...
Die Tore werden geöffnet, unsere körperliche Verbindung zum Himmel durchbrochen und die Wandertreppe wird nun in falscher Richtung erneut bestiegen. Noch einmal dieses, nun jedoch übertroffene, Feeling des Himmelsweges einsaugen.
Söckchen ausgezogen, und hinaus in die „normale“ Welt.
Ich habe nicht übertrieben mit meiner Beschreibung, keine Worte.
Nach diesem überirdischen Erlebnis (ich hätte niemals gedacht, dass ein „Gebäude“ so eine mystische Atmopsphäre verbreiten kann), folgte ein Tag in Pondicherry. Eigentlich sollte es ein Shoppingtag werden, stattdessen wurde ich für einen kleinen Nebenjob angeheuert, ich bewies mich vor der Kamera, und verdiente coole 25 Euro. Was nicht so cool war, ich verlor mein geliebtes, wirklich geliebtes Handytäschchen, das coole Monster. Wurde ja auch mal wieder Zeit, etwas zu verlieren...
Nun habe ich so viel über Auroville geschrieben, und dabei war das gar nicht das Hauptereignis im Mai...Mist, und ich habe nun endgültig, nach dem April- und dem scheinbar genausolang werdenden Maibericht keine Lust mehr zu schreiben, aber was solls, ich wills nun endlich 'mal vom Tisch haben...
Okay, also das Hauptereignis im Mai war natürlich der Uraubstrip mit Ruth und Kristina nach SriLanka...

Aprilbericht, Mama und Co kommen

Der April...Tja, der April ist jetzt schon etwas länger her, ich muss zugeben, dass ich etwas faul war und einfach nur die arbeitsfreie Zeit genossen habe. Die hatte ich auch bitter nötig, der ganze Alltagsstress, ihr wisst ja, wie hektisch und arbeitsreich hier alles zugeht...
So, dann versuche ich jetzt mal, wieder ein Schreibgefühl zu bekommen, geht mir gerade nicht ganz so flüssig von der Hand, bin etwas eingerostet...Aber los jetzt...

Der April startete noch nicht mit den Schulferien, sondern mit dem Abschlussexamen. Ich war also die ersten 1,5 Monatsanfangswochen damit beschäftigt, die Klausuren meines 2 Standarts zu korrigieren. Und da ich ja lange Zeit damit verbracht hatte, sie die Testantworten auswendig lernen zu lassen (das ist nicht illegal, sondern normal), waren die Ergebnisse recht befriedigend. Wenn befriedigend hier das richtige Wort ist. Nein, eigentlich ist es nicht befriedigend, wenn man weiß, dass die Kleinen keine Ahnung hatten, was sie auf die Fragen geantwortet haben. Naja, ich habe mich damit abgefunden, was kann ich auch tun?
Das erste Aprilwochenende verbrachte ich in Chennai, mein erster einsamer indischer Ausflug. Trotz ernster Befürchtungen, die Nacht auf dem Boden mit meinem Rucksack als Kissen verbringen zu müssen, ich hatte echte Probleme in der nicht ganz kleinen Hauptstadt mit wahrscheinlich 1000000 Guesthouses ein Zimmer zu finden, fand ich irgendwann zu später Stunde doch noch eine Unterkunft, sogar mitbewohnerfrei. Gott, was war ich erleichtert, ich wäre wohl auch dort geblieben wenn eine Kakerlakengeburtstagsparty stattgefunden hätte...
Das war dann auch das Spannendste, was es zu meinem kleinen Ausflug zu erzählen gibt, es sei denn euch interessiert es mehr, dass ich noch shoppen war, in einem hübschen Park auf einer Bank saß, das Meer am Marina-Beach beobachtete und vor mich hin träumte und super Essen verspeiste. Wenn es Wünsche zu näheren Erleuterungen gibt, bitte melden.
Nach diesem netten Wochenende startete die letzte Schulwoche und ich war wieder damit beschäftigt, Examen zu korrigieren.
Die Schulzeit endete mit dem Annual-Day. Es wurde eine Bühne auf dem Schulgelände errichtet, Stühle davor plaziert und abends startete dann das kleine Abschlussprogramm. Die Schüler tanzten, zugegebenermaßen die meisten nicht ganz so gekonnt, sagten Verse auf, zugegebenermaßen etwas holprig und nicht ganz leicht zu verstehen, der Schulleiter versuchte sich als Moderator, zugegebenermaßen war das eine absolute Katastrophe und ziemlich peinlich, und zugegebenermaßen waren die meisten der Zuschauer unsere Schüler, die auf ihren Auftritt warteten. Passenderweise zu dieser perfekt inszinierten Show viel dann auch gleich drei Mal der Strom aus und wir mussten insgesamt etwas über eine Stunde auf Licht und Musik warten, wobei das den Ohren ganz gut tat.
Achja, ich vergaß, ich war natürlich auch ein wichtiger Teil dieses großartigen Jahrestages: kurz vor Start viel dem Schulleiter ein, dass ja der Hauptgast, der German-Prabhu, mein Organisationsleiter, verhindert war zu kommen und somit keine Rede halten konnte. Und da ein Annual-Day ohne Chiefguest mit Rede kein schön abgerundeter Annual-Day ist, wurde ich kurzerhand zum wichtigsten Gast geschlagen. Ich hatte dann auch noch ganze 5 Minuten Zeit eine schlaue Rede vorzubereiten. Ich stand etwas unter Druck:“...please Carina, we are going to start the programm now, can you please come, everyone is waiting...“ Das machte es natürlich um einiges leichter, nicht ganz dumme Sätze in gehobenem Zweitklässlerenglisch zu formulieren. Aber SuperCarina packte natürlich auch dieses Problem und erzählte den 1000 live-Zuschauern und den weiteren Millionen vor den Bildschirmen, wie schön sie es doch hier fände und schon jetzt traurig ist, dass ihr Indienjahr in nicht allzu ferner Zeit zuende geht. Tosender Applaus und ein gigantisches Präsent für mich als Dankeschön (eine Tonfigur). Nach dieser Oscarvorstellung genoss ich dann das Programm des Annual-Days, was zu meiner Freude und zur noch größeren Freude meines absolut leeren Magens ganze 3 Stunden ging. Aber: dieser Abend war der Startschuss für die Schulferien und soooo schlimm war er auch gar nicht ;)
Mit Ruth und Kristina verbrachte ich einen wunderschönen ersten Ferienurlaub in Hampi, einer Ruinenstadt. Wir kletterten in den Ruinen umher und versengten uns die nackten Füßen auf den Steinen mit Lavatemperatur, wir mieteten Fahrräder und fuhren wirklich schöne Alleen entlang, was mich natürlich gleich wieder an vergangene wunderschöne Ausritte erinnerte, wir pausierten in einsamen uralten Tempeln, und jaaaaa, wir machten auch Hochleistungssport, wir wanderten stundenlang in der sengenden Wüstenhitze ohne zu wissen mit welchem Ziel und ohne zu wissen ob es überhaupt ein Ziel, vielleicht in Form einer Fressbude oder einer Variation unseres Wanderweges, einer einsamen Straße, geben würde. Letztendlich erreichten wir dann doch ein Ziel und wir dösten auf Steinen vor einer Panoramalandschaft, märchenhaft!
Mein Hampi-Highlight war jedoch etwas anderes: ich ging auf alleinige Erkundungstour, kletterte zwischen Felsen und Kakteen umher und stand plötzlich vor einem kleinen Abgrund mit Blick auf Ruinen, die aussahen wie die ehemaligen Schauplätze von mittelalterlichen Ritterspielen oder brutalen Gladiatorenkämpfen. Irgendwo in der Ferne sang jemand mystische Verse und ich fühlte mich in eine weit zurückliegende Vergangenheit versetzt. Irgendwann setzte ich meine Wanderung fort und lief einen Märchenweg entlang, der über Bäche führte und in einer Bananenplantage endete. Man, Hampi war ein mystisches Erlebnis, was allerdings unmystisch mit dem Diebstahl meines Handys endete, das ich intelligenterweise in der Nacht vor das Loch im Moskitonetz unseres Fensters legte. Soviel Nichtnachdenken wurde bestraft und ich sollte mein Handy nie wieder sehen.
Sooo, jetzt kommen wir zu dem größten Aprilereignis, dem Besuch von Mama mit Nina und Ailen im Schlepptau.
Es war komisch, Mama das erste Mal wiederzusehen, weil ich auch keine Ahnung hatte wie ich reagieren würde. Es war dann doch recht enttäuschend, weil es einfach normal war, als wenn keine Zeit vergangen wäre. Ich war nur etwas erschrocken, wie schrecklich Mama aussah, kalkweiß und einfach grauenhaft, ja, meine Besucher waren etwas abgespannt, sie hatten den Flughafenausgang nicht gefunden und irrten stundenlang durch die Gegend.Ich, die, obwohl natürlich eine halbe Stunde zu spät angekommen, nochmal über eine Stunde warten musste, war schon etwas verunsichert, das Flugzeug war schon seit einigen Ewigkeiten gelandet. Was die Sache natürlich erschwerte war, dass ich keinen anrufen konnte (mittlerweile besaß ich dann auch ein neues Handy), ich dachte mir, dass man auf so etwas überflüssiges wie Telefonnummernaustausch doch auch gut verzichten könnte...Naja, letztendlich ging dann ja alles gut, mit Hilfe von Flughafenpersonal konnte Mama den Ausgang ausfindig machen(fragt mich bitte nicht, wie man das Riesenschild EXITmit den 100000 wartenden Personen davor übersehen konnte) und ich machte mich mit meinen drei Besuchern auf den Weg zu meinem Lieblingsurlaubsplatz, Mamallapuram am indischen Ozaen =) Der Weg dorthin war schon das erste Abenteuer und alle waren mega-gereizt und genervt und ich bereute schon, dass ich meine wertvollen Urlaubstage nicht anders verplant hatte. In meiner derzeitigen Verfassung hatte ich dann auch kein Verständnis mit Mama, die einen unglücklichen Platz im völlig überfüllten Bus einnehmen musste, nämlich den auf der untersten Treppenstufe, außerhalb des Buses. Nun hing sie also dort, von ihrem Zentnergepäck auf dem Rücken noch zusätzlich Richtung Straße und damit Unfall gezogen (tja, wer nicht auf mich hören will, und auf meinen wirklich sinnvollen und intelligenten Ratschlag, gaaaanz wenig Gepäck mitzunehmen, mit einem Riesenrucksack plus wahnsinnig unpraktischer Reisetasche landet...)und schrie mir so Dinge zu wie:“ Carina, och Mensch, ahhhh, bitte, ich kann nicht mehr, ich rutsch gleich ab, lass uns bitte aussteigen, ich, ahhhh, SCHEIßE mannnn, CARINA!!!!!!“ Ich verdrehte nur gereizt die Augen, ließ kluge Komentare fallen wie:“ Ja Mama, das ist nunmal so in Indien, sei 'mal ein bisschen tolerant, ist nunmal überfüllt hier, die hängen teilweise noch näher an der Straße als du jetzt, genieß doch das Abenteuer,...“ Gut, vielleicht hätte ich in dieser Situation etwas toleranter sein sollen, aber ich verstand ihre (vielleicht nicht ganz ungerechtfertigte)Todespanik absolut nicht. Letztendlich ließ ich mich jedoch erweichen, aber Gott, was war ich genervt, und wir fuhren mit einem völlig überteuerten Tuck-Tuck zur nächsten Bushaltestelle, wo wir in einen zum Glück leeren Bus stiegen, der uns zum Ziel brachte.
Dort angekommen und im wunderschönen Hotel mit Strandblick eingecheckt, entspannten Mama und Ailen im Bett und schliefen stundenlang und Nina und ich setzten uns ans Meer und ich erfuhr interessante Dinge ;)
Die Strandtage waren an sich sehr schön, jedoch war die allgemeine Stimmung etwas gedrückt, ich weiß auch nicht, ich war nicht sonderlich glücklich mit Mama und sie wohl auch nicht mit mir, kurz: es war alles wie immer zwischen uns.
Wir shoppten viel, lernten sehr nette Shopbesitzer kennen, badeten, machten Strandspaziergänge und genossen den dreckigen Strand mit den Kühen und Hunden =)
Nach einigen Tagen verabschiedeten wir uns von meinem Lieblingsort und machten uns auf den Weg nach Pallikonda zu meiner Familie. Arsi-Mutti freute sich riesig meine 2te Mami kennen zu lernen, und natürlich wurden meine Besucher von allen neugierig beäugt. Alles hätte schön werden können, wenn da nicht das Essen gewesen wäre...Leider, leider war und ist Mama kein Fan der indischen Küche (sogar die unschärfsten Dinge waren ihr zu spicey) und sie aß so gut wie gar nichts. Und das war ein großes Problem. Arsi-Mutti und Priya fühlten sich persönlich angegriffen, nichts macht sie stolzer als zu sehen, wie jemand voller Freude ihre gekochtes Mahlzeiten verspeist. Mama ist jedoch keine gute Schauspielerin und sie brachte nicht über sich mehr als ein Idli plus eine Prise Samba zu verspeisen. Auch Nina und Ailen aßen nicht die Mengen, die erwünscht waren undArsi-Mutti und Priya waren geschockt und gekränkt, Mama war genervt, super genervt, und ich versuchte die Situation zu verbessern indem ich immer wieder betonte wie lecker das Ganze doch sei und dass meinen Besuchern einfach die Übung im Essen fehlt. Naja, die Situation blieb angespannt, der meistbenutzte Satz war :“ why three member no eating, Carina, no like???feeling, Carina...“
Jap, die Situation war eine doofe und mir ging es auch absolut gar nicht gut. Ich war nunmal der Vermittler zwischen den Welten, musste übersetzten, erklären, und stand einfach noch mehr im Mittelpunkt als Normalerweise. Das und die angespannte Lage mit Mama endeten letztendlich in einem Nervenzusammenbruch und ich verbrachte einige Zeit eingeschlossen in meinem Kleiderschrankraum. Irgendwann ließ ich Mama herein, wir weinten beide ein bisschen und ein bisschen mehr und die Situation zwischen uns wurde sehr viel besser.
Das Essen, bzw. Nicht-Essen blieb ein Problem und ich glaube meine drei Besucher waren einfach nur erleichtert, als wir Pallikonda verließen um nach KGF zu fahren.
Aber es gab auch schöne Momente: alle waren begeistert von den Hundis und besonders Ailen verliebte sich in Kafleder. Aber auch Blacky kam nicht zu kurz und die beiden verlebten wohl ihre glücklichsten Stunden, soviel Aufmerksamkeit und Kuscheleien, das war ein Highlight für die Plüschis.
Wir verbrachten auch einen richtig schönen Abend mit Priya und sie zeigte uns Fotos, erzählte dazu passend von ihrer Hochzeit und der dazugehörigen Hochzeitsnacht. Ich wusste ja schon in etwa, wie das hier in Indien abläuft, aber meine Besucher waren geschockt. Auf die Hochzeitsfeier folgt die gemeinsame Nacht. In Priyas Fall: Sechzehnjähriges Mädchen schläft mit ihrem um einiges älteren Onkel, ob sie nun will oder nicht. Ich weiß nicht, in wie weit das Ganze an eine Vergewaltigung grenzt, denn an ein Nein ist einfach nicht zu denken. Sitten und Bräuche werden hier im Allgemeinen nicht hinterfragt. Es wird gelebt wie man zu leben hat und es wird nicht großartig darüber nachgedacht. Wer denkt auch schon darüber nach, warum Dinge sind wie sie sind, es ist einfach so.Punkt. Trotzdem, in der Hochzeitsnacht hatte Priya keinen Spaß, das erzählte sie auch ganz frei und hemmungslos. Keine Liebe in Indien, nur ein Folgen von Pflichten, grausam! Naja, wie auch immer, es war ein schöner letzter Abend mit Priya und am nächsten Morgen machten wir uns dann mit Tonnen an extra für Mama und Co. zubereiteten Knabbereien, ein Nein, das ist wirklich nicht nötig, wurde selbstverständlich nicht beachtet, auf den Weg nach KGF.
Auf die Busfahrt, in der coolerweise auch das ganze Programm abgespult wurde(:fast bekamen wir die Kurve am Berg nicht und wir rollten böse nah an den Abgrund heran, das war das erste Mal, dass ich doch leichtes Bauchkitzeln bekam. Später hielten wir dann an und es kam der Schweißer zum Einsatz, die Funken flogen, wahrscheinlich irgendein Problem an den Bremsen. Mama schoss die Fotos ihres Lebens), folgte ein Gammeltag, den wir dösenderweise in der Dunkelheit und Kühle des KGF Zimmers verbrachten. Später lief ich mit Mama in die Stadt und sie lernte unseren Lieblingsbäcker kennen. Am Abend kamen dann Ruth und Kristina und wir aßen alle zusammen, sogar Mama nahm wieder Nahrung zu sich, bisher hatte sie gefastet. Leider ging es Nina gar nicht gut und Ailen kränkelte auch, sodass ich am nächsten und letzten Tag mit Mama alleine nach Bangalore fuhr. Wir verbrachte einen wunderschönen Tag zusammen, die Stimmung war auch endlich 'mal super zwischen uns, das ist schon erwähnenswert. Mama kaufte völlig überteuert ein und wurde richtig böse, als ich mein mittlerweile erworbenes Können im Handeln unter Beweis stellen wollte (mein Gott, Carina, das ist nicht mal ein Euro, lass doch...)Gut,Gut, wer hat der hat...
Am Abend wurden die Drei dann von einem Taxi abgeholt, was ich, erlangter Weisheit sei Dank, in letzter Minute noch bestellt hatte und alle waren erleichtert. Der eigentliche Plan war gewesen, die Drei mit dem Zug zum Flughafen fahren zu lassen, was sicherlich in einer Katastrophe geendet hätte, Zeitdruck, kranke Nina, vollgepackt mit Tonnen an Gepäck und völlig überfüllter Zug, das hätte nicht gut gehen können...
Meine Mädchen flogen ab, ich machte mich wieder auf den Weg nach Mamallapuram und der April war beendet.