Mittwoch, 15. Juni 2011

Maibericht Teil1, Auroville

Soooo, und auf den Aprilbericht folgt der Maibericht. Große Güte, das ist der drittletzte Bericht, nagut, da denk ich jetzt erstmal nicht weiter drüber nach und starte stattdessen die gedankliche Wiederholung des Monats, damit müsste ich mich gut ablenken können...Und los

In Mamallapuram, meinem 2ten Zuhause, verbrachten wir alle, inklusive Prabhu und Familie, die recht unsichtbar waren, ein paar wunderschöne Tage. Warum wieder Mamallapuram? Weil dort das Nähmaschinenprojekt offiziell eröffnet wurde, das wir durch unsere Spendengelder finanziert haben. Ein Schleifchen wurde durchschnitten, das neugebaute Haus plus der Nähmaschinen mit unseren Initialien begutachtet, es wurden Handtücher verteilt (zu meiner großen Freude erhielt ich nicht das hässliche braune sondern ein leuchtend honiggelbes und ein fablich dazu passendes pinkes. Allerdings hätte ich am liebsten das traumtypaugenfarbenblaue geschenkt bekommen, naja, what to do...Das mit den Geschenken ist wirklich immer eine ganz spannende Sache, du denkst du bist der Glückliche, der den Schal oder Handtuch oder was auch immer mit der schönsten Farbe erhält, weil du jetzt an der Reihe bist aufgerufen zu werden und das nächste Präsent in der Reihe das eindeutig attraktivste ist, aber wie das dann immer so ist, kommt irgendein Nichtdenkender, bringt alles durcheinander und ruft entweder den falschen glücklichen Besitzer auf oder er winkt das kackbraune Exemplar zu dir her...in Indien kann man sich niemals sicher sein...was sind mir deshalb schon für schöne Farben durch die Lappen gegangen...), und natürlich wurde gegessen!Und natürlich wurde Chicken-Biriyani gegessen.
Den Rest des Tages verbrachten wir 'mal wieder am Strand, ebenso den Abend und die Nacht =) Gott, was werde ich das vermissen...
Aber irgendwann kommt die Zeit und man muss auch den schönsten Ort verlassen, jaaa jedesmal ein trauriger Abschied, aber zum Glück ja nur auf Zeit, noch...=(
Von Mamallapuram ging es für mich dann weiter nach Auroville in Pondicherry. Ok, es hätte weitergehen sollen, allerdings habe ich es ja nicht so mit dem praktischen Denken und so fiel mir dann siedendheiß ein, schon ein Bein im Pondi-Bus, dass es vielleicht ganz sinnvoll wäre, einen Reisepass mit sich zu führen, denn andernfalls besteht die Gefahr, auf der Straße übernachten zu müssen. Unpraktischerweise hatte ich meinen Reisepass jedoch schon lange nicht mehr gesehen und die verzweifelte Suche im Rucksack blieb erfolglos. Ich starrte einige Minuten so vor mich hin, sagte mir, what to do Carina, man kann sich sich selber nicht aussuchen, schloss die Augen, atmete gaaaaaanz tief durch und lief den verdammten langen Weg mit meinem verdammten schweren Gepäck zu dem verdammt entfernten anderen Busstand und ließ mich 6 Stunden in die entgegengesetzte Richtung von Auroville nach Pallikonda kutschieren. Nach dem Durchsuchen sämtlicher Räume, Fächer, Collegeblöcke, Koffer und sonstiger Dinge, ich war dem Lachen ganz ganz nahe, fand ich meinen Reisepass unter einem Stapel Papiere, die wahrscheinlich demnächst, bei einer irgendwann in der entfernten Zukunft stattfindenden Aufräumaktion im Müll gelandet wären. Reisepass gefunden. Carina glücklich und so erleichtert, dass sie sich glatt vornahm, ab jetzt immer ganz genau auf ihren Pass aufzupassen. Am nächsten Morgen ging es also auf, nun in die richtige Richtung, nach Pondicherry. Nach ca. 8 Stunden endlich angekommen, weitere 10 Minuten nach Auroville. Dort war ich nun also, stand auf ner völlig normalen Straße und hatte keine Ahnung, was nun? Ich folgte also dem Schild AurovilleCentre, 8 km. Härteprobe, die Hitze war unglaublich und ich hatte keine Ahnung, wonach ich eigentlich suchte. Auroville hatte ich mir eindeutiger vorgestellt. Irgendwann gabelte mich ein netter älterer Franzose auf und er half mir, ein Guesthouse zu finden. Dort wechselte ich dann den Helfer, mein Zimmernachbar nahm sich meiner an und wir fanden einen kleinen Job für mich, denn den brauchte ich ja, meine Urlaubstage waren fast aufgebraucht.
Jeden Morgen um 6 ging es nun also zur Gartenarbeit im Buddah-Garden. 3 Stunden hartes Unkrautzupfen, Chashewkernepflücken, Komposten oder Blättersortieren, dabei Plaudern oder auch Schweigen mit den Arbeitskollegen, dann Frühstück in netter Runde. Es war ein wunderschöner Platz zum Arbeiten, mystisch ruhig, in schöner Umgebung. So stelle ich mir WOOFEN vor, allerdings hat mir diese Woche gereicht, auf Dauer ist es doch etwas eintönig.
Gut, da die Arbeit ja nun früh beendet war, hatte ich den restlichen Tag frei und konnte mit meinem gemieteten Fahrrad (und nur dafür brauchte ich meinen verdammten Reisepass) Auroville erkunden. Ich möchte Auroville jetzt hier nicht weiter erklären, es ist ein wirklich interessanter Ort mit vielen, auch weißen Menschen. Um es einmal grob zu umreißen:
In Auroville geht es darum, in friedlicher Gemeinschaft zusammenzuleben und um noch viel mehr, wen es interessiert, und es ist wirklich interessant: googlen! Allerdings war mir die Stimmung an diesem Ort nicht ganz sympathisch, ich weiß nicht, mir schien sie aufgesetzt. Es wird an Blumen halt gemacht und an ihnen gerochen, was an sich ja schön ist, nur kam es mir nicht ehrlich vor. Alle wollen den Eindruck machen, bewusst zu leben und auch die ganz kleinen Dinge zu schätzen und zu lieben/leben, weil ja gerade diese die Zufriedenheit bringen wenn man sie erkennt. Ist ja gut und schön, aber wie gesagt, ich fand es nicht aufrichtig, es war ein bisschen, als hätten die Menschen einen schlauen Lebensratgeber gelesen und versuchen nun, den Ratschlägen zu folgen. Ein wichtiger Rat in diesem Buch war wohl auch: „lebe dein Leben, lass deine Mitmenschen Mitmenschen sein und ihr Leben leben.“
Ich hatte auf jeden Fall das Gefühl, dass sich keiner ernsthaft für den anderen interessiert, smalltalk, smalltalk, smalltalk, furchtbar langweilig auf Dauer! Vielleicht war das auch nur bei meinem Arbeitsplatz der Fall, ich kann natürlich nicht über Auroville urteilen, war ich doch nur etwas über eine Woche dort und habe nur einen winzigen Einblick gewonnen. Kurz: die meisten Menschen waren nett aber unnahbar. War mir aber recht, ich hatte meinen Zimmernachbarn zum Essengehen, den Strand zum Baden, ein Fahrrad zum Erkunden und viel Zeit zum Lesen und Träumen.
Einer der Aurovilletage war Matrimandirtag.
Der Matrimandir (googlen!) ist „die Seele“ von Auroville und „ein Ort der Konzentration“. Ich beschreibe ihn jetzt nicht, die Bilder kann man überall im Internet finden, allerdings gibt wohl kein Bild die Stimmung im Innern dieses Balls wider, also doch eine Beschreibung:
Nachdem man einen Film über Auroville gesehen und den Matrimandir von außen beguckt hat, erhält man die Erlaubnis, einen Blick in den Himmel zu werfen. Mit einer Gruppe von ca. 20 Personen teilte ich dieses tolle Erlebnis. Wieder eine kurze Erklärung unseres Führers über „die Seele“ (überall gibt es Broschüren zu lesen und du weißt schon alles was der gute Kerl erzählt)plus einige Verhaltensregeln(unter anderem soll man zum Niesen und Husten den Hauptraum im Matrimandir verlassen, ist schwer zu bewerkstelligen wenn ihr mich fragt), und wir durften schweigend in die riesige Goldkugel schreiten...
Von außen kam mir vor als betrete ich ein Raumschiff.
Im Innern:
Kühle, Sonnenuntergangslicht, Mamor überall, flauschiger Teppich, Aufsichtspersonen in weißen Gewändern, weiße Söckchen wurden angezogen und hinauf geht es in einer Reihe die Treppe ohne Stufen hoch an himmlischen Säulen vorbei. Diese Ruhe, verstärkt durch den Wolkenteppich, dieser Raum, in wirklich überirdisches Licht getaucht, diese Kühle nach der sengenden Hitze außerhalb, diese Farben, nur weiß weiß weiß, all das, einfach unbeschreiblich, awesome!
Am Ende der Himmelsleiter angekommen, öffnet sich die Himmelspforte. Ein runder Raum, ein Kristall in der Mitte, ein einzelner Sonnenstrahl fällt auf ihn und erleuchtet ihn, Marmorsäulen um ihn herum errichtet. Weiße Kissen dahinter. Wir setzen uns und sind eins mit dem Himmel. Engelchen in weißen Gewänden bewachen den Raum und geben uns 20 Minuten Zeit, den Himmel zu fühlen....fühlen...fühlen...
Die Tore werden geöffnet, unsere körperliche Verbindung zum Himmel durchbrochen und die Wandertreppe wird nun in falscher Richtung erneut bestiegen. Noch einmal dieses, nun jedoch übertroffene, Feeling des Himmelsweges einsaugen.
Söckchen ausgezogen, und hinaus in die „normale“ Welt.
Ich habe nicht übertrieben mit meiner Beschreibung, keine Worte.
Nach diesem überirdischen Erlebnis (ich hätte niemals gedacht, dass ein „Gebäude“ so eine mystische Atmopsphäre verbreiten kann), folgte ein Tag in Pondicherry. Eigentlich sollte es ein Shoppingtag werden, stattdessen wurde ich für einen kleinen Nebenjob angeheuert, ich bewies mich vor der Kamera, und verdiente coole 25 Euro. Was nicht so cool war, ich verlor mein geliebtes, wirklich geliebtes Handytäschchen, das coole Monster. Wurde ja auch mal wieder Zeit, etwas zu verlieren...
Nun habe ich so viel über Auroville geschrieben, und dabei war das gar nicht das Hauptereignis im Mai...Mist, und ich habe nun endgültig, nach dem April- und dem scheinbar genausolang werdenden Maibericht keine Lust mehr zu schreiben, aber was solls, ich wills nun endlich 'mal vom Tisch haben...
Okay, also das Hauptereignis im Mai war natürlich der Uraubstrip mit Ruth und Kristina nach SriLanka...

3 Kommentare:

  1. mensch jetzt erwart ich hier DIE beschreibung unsres mega urlaubs und dann .. pfff

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  2. jaaaaa ruth oder kristina..der war so special, dafuer brauche ich, auch mit meinem superbrain, etwas mehr zeit....

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  3. Wieso denke ich bei diesem Ort an "Die Auwahl" von Ally Condie??? Brr... den Ort finde ich gruselig...

    LG

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