Dienstag, 14. September 2010

Tag 12, viele Feste und ein Berg

Heute ist Sonntag, Lataka hatte also frei, heißt: kein Frühstück für uns.
Wir sind also Essen gegangen. Wenn ihr euch das vorstellt, tut es aber nicht deutsch sondern indisch. Oder noch besser: stellt euch eine Hexenküche vor. Ziemlich düster, drei Holztische mit Bänken, dampfende Kessel („Küche“ und Essensraum war eins), Wände aus Stein. Hatte was Gemütliches, aber wer viel Wert auf Hygiene legt, hätte wohl die Gemütlichkeit nicht geschätzt. Der „Koch“ sah mehr als dreckig und schwitzig aus, Hände wurden lässig am Handtuch, das er statt einer Hose trug und schon recht braun aussah, abgewischt. Ich weiß auch nicht, wie die Teller abgewaschen werden, kann mir aber gut vorstellen, dass sie einmal kurz in kaltes Wasser getaucht werden. Mir egal, ich hatte Hunger und es hat klasse geschmeckt. In diesem, ähm,“Restaurant“ galt das Motto: es wird gegessen was auf den Tisch kommt. Eine Auswahl hatten wir nicht, jeder Gast bekam einfach das gleiche Essen vorgesetzt: ein chapati-ähnliches Brot, ziemlich fettig gebraten und die übliche recht scharfe Soßentunke dazu. So ein herzhaftes Frühstück ist um Klassen besser als ein Honigweißbrot (auch wenn das natürlich auch super schmeckt). Gestärkt ruhten wir uns dann nach einem Marsch von 1 Minute Zuhause aus (ausruhen ist irgendwie unpassend).
Ein Stündchen später ging es zu einer Feier. Ich habe das so verstanden, legt mich aber nicht darauf fest, dass eine Frau, die im sechsten Monat schwanger ist, zu den Eltern ihres Mannes zieht und dort bleibt, bis das Kind geboren und ein paar Wochen alt ist. Dieser Umzug wird wie eine Zeremonie gefeiert. Wir waren eingeladen und durften die Frau im Gesicht mit Farbe betupfen, ihr einen Armreifen überstreifen und ihr Blumen aufs Haar legen. Nachdem wir alle (außer Pascal, Männer haben damit wohl nichts zu tun) diesen Durchgang beendet hatten, ging es ans Essen. Wir bekamen ein Bananenbaumblatt vorgesetzt, auf das eine Schaufel Reis, wieder chapati-ähnliche Brote, diverse gut gewürzte Soßenpampen, ein Schälchen mit Buttermilch und ein Gebäckstückchen (ich glaube das war einfach gebackener Zucker)gefüllt wurde. Das war nicht zu wenig, aber für mich natürlich kein Problem (Pascal und ich waren die Einzigen, die alles aufgegessen haben...). So ein Fest in Indien bedeutet Essen, danach kann man gehen, was wir auch taten.
Am Nachmittag, nach einem üblichen Stadtbesuch, gingen Ronja und ich (die anderen sind starke Bewegungsmuffel) spazieren, mit dem Ziel einen Berg zu erklimmen (einen anderen als meinen gewohnten). Wir fanden sogar den Weg und krabbelten hinauf. Oben angekommen hatten wir einen Wahnsinns-Blick über Indien. Zusammen mit der untergehenden Sonne hätte das Traumbilder gegeben, aber ich bin Horst und hatte natürlich die Kamera nicht dabei. Schön war es trotzdem, der Berg oben sieht aus wie eine texanische Landschaft ohne Kakteen. Ist schwer zu beschreiben, ich werde das Fotografieren nachholen :)
Viel zu viel gegessen, war ich für jede Bewegung dankbar und so gingen wir alle am Abend noch zu einem Tempelfest (wie gesagt, es wird ständig irgendwas gefeiert, ich glaube heute ging die Fastenzeit irgendeiner Religion zuende). Es wurde gebetet und die Skulptur des Tempels gesegnet. Hinterher wurde gesungen, ein kleines Theaterstück aufgeführt (logischerweise verstanden wir nur Bahnhof), und Leute wurden geehrt (ich glaube das waren Personen, die die Fastenzeit ohne irgendwelche Rückfälle, knallhart durchgezogen haben). Uns fanden natürlich wieder alle höchst interessant, sodass ich wieder Gelegenheit hatte, mein Englisch zu testen (es darf gerne noch besser werden...).
Zwischendurch fiel der Strom aus, daran gewöhne ich mich aber langsam, kommt hier doch recht häufig vor und es war auch kein Problem, alle lachten (die Stimmung war allgemein sehr fröhlich) und holten die Handys als Lichtquelle heraus. Nach 1,5 Stunden gingen wir (unter lauten Bye-Rufen), da wir meinen herausgehört zu haben, dass das Fest möglicherweise die ganze Nacht dauert. Dafür waren uns allerdings die Sitzpositionen zu unbequem (alle saßen auf dem Boden) und so fuhren wir stattdessen nach Hause und beendeten den Tag.

Negativstes Ereignis:
- keine Kamera auf dem Berg dabei (man, das ärgert mich wirklich)
- ich habe keine Selbstbeherrschung (allerdings habe ich kein Abendbrot gegessen :)

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