Freitag, 10. September 2010

Tag 6

Heute sind wir ungewohnt früh aufgestanden. 9 Uhr. Ich fand das nicht so witzig, aber Prabhu wollte um halb elf mit uns zur Polizei. Ich frage mich gerade, wo ich das so lese, warum wir 1,5 Stunden vorher aus den Federn gestiegen sind, aber gut...Ihr könnt euch ja denken, dass wir natürlich nicht um halb 11 losgefahren sind, ich glaube es war eine sehr gute Stunde später. Bei der Polizei kam dann heraus, dass immer noch irgendwelche Dokumente zur Anmeldung fehlen und so werden wir dort wohl Dauergäste werden.
Dem Besuch bei der Polizei folgte dann ein weiterer Besuch in Pascals Schule. Dort waren wir ja schon einmal kurz, heute dann recht lang. Es gibt drei Klassenräume, in denen, soweit ich das erkennen konnte, drei unterschiedliche Altersgruppen von Kindern unterrichtet werden.
Wir waren die Tagesattraktion. Es wurde gerufen, gelacht, gekichert und gespielt. „What is your name?“ war DIE Frage. Ich habe an einem Tag noch nie so oft und so langsam meinen Namen gesagt. Meine Gegenfrage: „and what is your name?“ diente letztendlich nur der Freundlichkeit, ich weiß keinen einzigen mehr...Beliebt war auch:“how are you?“ Antwort:“fine, and how are you?“. Viel mehr verstehen die Kinder aber auch nicht, ich bin gespannt wie dann später unser „Unterricht“ aussehen wird.
Abgelöst wurden wir als Tagesattraktion durch meine Kamera. Die war der eigentliche Held. 1000 mal musste ich fotografieren und danach die Bilder zeigen. So macht man sich beliebt...
Unter stundenlangem „bye,bye“ und viel Gewinke sind wir dann nach ca. einer Stunde wieder gefahren.
Der übliche Tagesablauf folgte. Mittagessen (wieder Tomatenchateau, sooooo lecker), draußen vor dem Haus sitzen (lesen, Fotos angucken,...) und ab in die Stadt. Im Internetcafe habe ich dann wieder fleißig Berichte gebloggt und mit den Fotos klappt es ja nun auch, es wird =)
Nach dem Lesen eurer Kommentare stieg meine Stimmung wieder etwas ins Fröhliche (ansonsten pendelt sie viel zwischen komisch, melancholisch und nachdenklich hin und her: Meine größte Herausforderung hier ist im Moment, einen Weg zu finden, wie ich mit den 3 anderen Mädchen umgehen soll. Es ist schwierig, wenn die Wellenlänge nicht stimmt. Aber da ich ja immer groß herumtöne, dass ich Herausforderungen suche, darf ich mich nicht beschweren ;)
Die Stadtsituation bekomme ich langsam in den Griff. Es ist einfacher offen und entspannt durch die Gegend zu wandern, als verunsichert und unwissend, wie man sich verhalten soll. Also einfach die Unwissenheit abstellen und
ausprobieren: So habe ich festgestellt, dass man auch Männer freundlich angucken kann, ohne gleich anzüglich angemacht zu werden. Es ist auch kein Problem, auf eines der vielen „hey Madam, how are you?“ einzugehen. Im Gegenteil, es steigert die Stimmung.
Durch meine neue Einstellung kam es heute zu einem kurzen Gespräch mit einem Kokosnussverkäufer, ein dreistes Exemplar:hatte er nicht vor, mich um einen Rupie zu bescheißen. Mittlerweile habe ich mitbekommen, dass eine Kokosnuss 5 und nicht 6 Rupies kostet. Seine Einsicht wurde belohnt und so ist er jetzt um 5 Rupies reicher und weiß einiges über mich (Name und dass ich deutsch bin). Viele Wörter konnte ich leider nicht entziffern und so wurde noch etwas gelächelt und das Gespräch dann beendet.
Bald ging es auch wieder nach Hause (die anderen haben noch ein Mangoeis gegessen und ein paar Klamotten gekauft, wobei wohl wieder etwas Unwissenheitszuschuss gezahlt wurde)
Seitdem sind wir also hier. Und nun zum Essen.
Ich habe mir ja vorgenommen nicht dicker zu werden, sondern stattdessen einen Woooow-Körper zu bekommen. Ja, wenn das heute der Anfang meiner neuen Essgewohnheiten war, kann ich das bald als gescheitert abhaken. Ursprünglich wollte ich aufs Abendessen verzichten, gegessen habe ich dann 2 Pfannkuchen (ähnlich wie die deutschen) mit anständig Honig und Marmelade drauf. Zum Nachtisch gab es Schokolade. Gott, ich entdecke meine Liebe zu Zucker wieder ôo...Morgen verzichte ich aufs Frühstück, echt!!! (ich werde berichten und wenn es sein muss auch beichten)
So viel zu dem heutigen Tag.

Negativstes Erlebnis:
- weiterhin meine Stimmung
- die Luft hier ist gruselig. Du kannst fast spüren, wie dein Körper durch die ganzen Abgase und Dämpfe vergiftet wird.

Dass ich nur die negativsten Erlebnisse separat aufschreibe, heißt nicht, dass hier alles hauptsächlich negativ ist. Mich interessiert einfach, wie es sich (vielleicht zum Positiven?) entwickelt oder wie sich meine Ansichten und Empfindungen ändern.

Nachtrag:
Wenn ein Fresstag, dann auch richtig: Pascal rief gerade aus dem Nebenzimmer:“wer möchte Beaf probieren?!“ Meine Reaktion kam natürlich promt. Geschmacksergebnis: sehr würzig und scharf. Das wirkliche Fleisch (echt Rindfleisch) besteht aus vielleicht zwei zähen Fasern. Aber die Gewürze machen es zu einem leckeren Snack. Gerne wieder =)

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen